schrift A A

26.04.2018

Das Land setzt unsere Region unter Schienenstrom.

Stuttgart-Sigmaringen-Gammertingen – Der grüne Landesverkehrsminister Winfried Hermann hat sich ehrgeizige Ziele abgesteckt: Das Schienennetz im Südwesten des Landes  soll in den nächsten zwei Jahrzehnten nahezu komplett elektrifiziert werden - bislang sind es etwa nur 60 Prozent von insgesamt 4.100 Schienenkilometern. Die planerische Umsetzung betrachtet der Minister als wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele, das Landeskabinett auf den beiden Regierungsfraktionen der Grünen und der CDU, heißen dies als dringend notwendigen Schritt zu einem emissionsarmen und leistungsfähigen Schienenverkehr gut.

Sigmaringens Landrätin Stefanie Bürkle als auch Andrea Bogner-Unden, die Sigmaringer Landtagsabgeordnete der Grünen, und ihr CDU Abgeordneter Kollege Klaus Burger begrüßen Hermanns Offensive ausdrücklich. "Im High-Tech-Land Baden-Württemberg muss das ganze Schienennetz unter Strom stehen" Wie´s und wer´s allerdings mittel- bis langfristig finanziert, das ist momentan noch in vielen Schritten offen. Dass allerdings die Elektrifizierung der Schienenstrecken über Albstadt hinaus nach Sigmaringen sowie von Hechingen bis Gammertingen im ersten Schritt und dann über Mengen, Bad Saulgau bis nach Aulendorf im weiteren Bedarf energisch vorangetrieben werden muss, darin sind sich alle offiziellen Stellen mit der Politik einig.

Die Kostenhöhe von einer Milliarde Euro, die die Grüne Abgeordnete Bogner-Unden  in ihrer Pressemitteilung angibt, und die größtenteils vom Bund und mit 280 Millionen Euro vom Land gestemmt werden, betreffen allerdings nicht die Maßnahme von Albstadt-Ebingen nach Sigmaringen. Diese steht im vordringlichen Bedarf/Lückenschlüsse und ist erst in der zweiten Tranche aufgelistet, die Strecke von Ebingen bis Sigmaringen soll bis 2025 elektrifiziert werden. Wobei zur "Klärung der Finanzen auf unserem Abschnitt noch vieles offen ist", wie Landrätin Stefanie Bürkle auf Anfrage der Medien verdeutlichte. Als grobe Kostenschätzung würden 220 Millionen Euro genannt, sagte die Kreischefin und dass von der neuen Bundesregierung in Berlin laut Koalitionsvertrag der CDU/CSU/SPD ein Sonderfinanzierungsprogramm durch den Bund noch zu erwarten sei.

Nebenstreckenausbau bis Gammertingen auch unter Strom

Die Umsetzung der Elektrifizierung der Regionalstadtbahn Neckar-Alb in den benachbarten Landkreisen Tübingen/Reutlingen/Zollernalb auf einer Länge von 131 Kilometern ist vom Landesverkehrsministerium im ersten Schritt ihrer neuen Elektrifizierungskonzeption schon bis zum Jahre 2023 vorgesehen. Das betrifft auch die Nebenstrecke der Zollernalbbahn 2 von Hechingen, die eigentlich anfänglich nur bis Burladingen im Zollernalbkreis konzipiert worden ist. In einer gemeinsamen Feststellung sind nun der Zollernalbkreis und der Landkreis Sigmaringen übereingekommen, die Strecke weiter bis in die Stadt Gammertingen "durchelektrifizieren" zu wollen. Dies würde Sinn machen, sagt Landrätin Stefanie Bürkle im Einklang mit Bürgermeister und Kreisrat Holger Jerg aus Gammertingen.

Die Kosten dürften hier geschätzt bei 900 000 Euro liegen. Anteilig würde die Sigmaringer Kreisverwaltung die in ihrem Landkreis befindliche Strecke mitfinanzieren. So sind im Kreishaushalt 177 000 Euro für 2017 und 200 000 Euro für 2018 eingestellt worden, wie Landrätin Bürkle erklärte. In der Anhörung, die für den 2. Mai im Stuttgarter Ministerium angesetzt ist, würden die beiden Kreisverwaltungen eine Verlängerung der Bahnstrecke von Burladingen nach Gammertingen vorschlagen.

Sie ist auch ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenssicherung der Hohenzollerischen Landesbahn AG, die in Gammertingen ein zentrales Bahnbetriebswerk mit vielen hoch qualifizierten Arbeitsplätzen unterhält. "Ohne Strom in der Oberleitung bis Gammertingen" wird dieser Betriebsstandort künftig uninteressant. Genau deshalb will Gammertingens Bürgermeister Jerg den weiteren Schienenabschnitt zwischen Burladingen und Gammertingen mit in der ersten Priorität des Landes mitgesichert sehen.

Weiterer Ausbau muss kommen, aber wann?

Dass der Ausbau für den Landkreis Sigmaringen von enormer Bedeutung ist, steht für alle außer Zweifel, die zur Forcierung der Maßnahme beigetragen haben. Denn Fakt ist, dass nur so die Direktverbindung nach Stuttgart und die aktuelle Fahrzeit von etwa zwei Stunden von der Kreis- in die Landeshauptstadt im Zuge der Umsetzung von Stuttgart 21 gewährleistet bleibt. Schließlich ist es mit der Fertigstellung des Umbaus vom Stuttgarter Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof den mit Diesel betriebenen Triebwagen nicht mehr erlaubt, dort einzufahren.

Beim dritten Abschnitt zwischen Sigmaringen und Aulendorf geht es allerdings schon um langfristige Projekte. Hierzu zählt die Verlängerung der Zollernalbbahn 1 im Abschnitt bis Aulendorf und parallel die Donautalbahn von Ulm nach Tuttlingen. Hierbei dürften auch wirtschaftliche Aspekte, wie die Höhe des Fahrgastaufkommens, eine Rolle spielen. Auch wenn eine Realisierung erst nach 2030 erfolgen würde, zählt das neue Elektrifizierungskonzept des Landes beide Bahnen zu den wichtigsten Zukunftsvorhaben.  "Sie tragen wesentlich zu einem nachhaltigen leistungsfähigen Schienenverkehr bei". Dass die Strecke bis Aulendorf unter Strom gesetzt wird, ist für Landrätin Bürkle ein weiteres wichtiges Ziel, dass man nicht aus den Augen verlieren dürfe, um durchgängige Verbindungen zu haben. "Man muss aber realistisch sein und die Sache in Etappen angehen", betont die Landrätin. Sie weist auf in diesem Zusammenhang auf technische Veränderungen hin. So würde gerade die Hybrid-Technologie getestet, bräuchte es bei einer erfolgreichen Umrüstung womöglich gar keine Elektrifizierung mehr

 

 

Gammertingen


telefon: +49 (0) 7574/406-0
telefax: +49 (0) 7574/406-119
E-Mail: info@gammertingen.de
Web: www.gammertingen.de